Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind:
– Bluthochdruck
– Rauchen
– Diabetes mellitus
– Bewegungsmangel
– erhöhte Blutfette
Was gibt es Neues zu den Themen?
Neue europäische Leitlinien Hypertonie – neue Zielwerte, neue Blutdruckkategorie
Im Jahr 2023 wurde die erste Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) für Bluthochdruck, auf Basis der Empfehlungen der Europäischen Hypertoniegesellschaft (ESH) und der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) aus dem Jahr 2018 veröffentlicht. Weil das Wissen zum Thema Hypertonie sehr dynamisch ist, haben die ESH im Jahr 2023 und die ESC im August 2024 die alten Leit-
linien überarbeitet, so dass aktuell drei Empfehlungen zur Blutdruckbehandlung von unterschiedlichen Fachgesellschaften vorliegen.
Was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der aktuellen Empfehlungen?
Beide Leitlinien …
– definieren einen Blutdruck ≥ 140/90 mmHg als Bluthochdruck,
– betrachten die Blutdruckmessung als essenziellen Bestandteil für die Diagnostik und die anschließende Therapie,
– beinhalten eine deutliche Verschiebung hin zur Heimblutdruckmessung bzw. 24-Stunden-Blutdruckmessung ,
– empfehlen zur Therapieinitiierung eine Kombinationstherapie beginnend mit zwei Wirkstoffen in einer Tablette,
– empfehlen für Patientinnen und Patienten unter 80 Jahren einen Zielblutdruck von < 130/80 mmHg, sofern die Patienten dies auch entsprechend tolerieren
– führen unter dem Punkt Allgemeinmaßnahmen jetzt auch konkrete Empfehlungen für Entspannungsübungen und die Nutzung von Kalium-haltigen Salzen zur Blutdrucksenkung auf.
Das sind die Unterschiede …
Die europäische Leitlinie (ESC) hat versucht, die Blutdruckkategorien zu vereinfachen und nur noch drei festzulegen:
– normaler Blutdruck (< 120/70 mmHg),
– erhöhter Blutdruck (120–139/70–89 mmHg) und
– Bluthochdruck (≥ 140/90 mmHg)
Die neue Kategorie „erhöhter Blutdruck“ soll dazu dienen gefährdete Menschen früher für das Thema und die Risiken zu sensibilisieren und z.B. Allgemeinmaßnahmen (z.B. Gewichtsreduktion, körperliche Aktivitäten, Rauchen beenden, gesunde Ernährung) zu ergreifen. Evtl. kann bei einem erhöhten Risiko aufgrund eines familiären Risikoprofils oder Begleiterkrankungen auch schon früher eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein.
– Neu bei den ESC-Empfehlung ist auch, dass, wenn eine Zweifachkombinationstherapie nicht ausreichend effektiv ist, frühzeitig auf eine niedrigdosierte Dreifachmedikation umgestellt wird.
➡️ Bluthochdruck ist einer der stärksten Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen. Blutdruckerhöhungen sollten frühzeitig behandelt werden. Welche Therapie am besten ist, sollten individuell festgelegt werden. Als Orientierung dienen, trotz gewisser Unterschiede, die aktuellen Leitlinienempfehlungen
Welche Langzeitblutzuckerwerte (HbA1c) werden von Fachgesellschaften empfohlen und wie gut werden diese in Deutschland erreicht?
Auswertungen der NAKO Gesundheitsstudie – einer großen Bevölkerungsstudie mit knapp 200.000 Teilnehmern – zeigen mit Blick auf den Diabetes mellitus Typ 2, dass bei 9.428 Patienten, die an einem T2D erkrankt sind, ein durchschnittlicher HbA1c von 6,87 Prozent vorlag. 73,9 Prozent dieser Patienten erhalten eine Pharmakotherapie, 26,1 Prozent werden nicht medikamentös therapiert.
Wie gut hängen diese Werte mit den Empfehlungen er medizinischen Fachgesellschaften zusammen?
Hinsichtlich der empfohlenen Zielkorridore des HbA1c beim T2D zeigen sich Unterschiede zwischen der DEGAM, der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Der Zielbereich, der von der DDG und DGIM empfohlen wird, liegt für pharmakologisch therapierte Patienten bei 6,5 – 8 Prozent. Der empfohlene Zielbereich der DEGAM ist schmaler und wird mit 7 – 8 Prozent angegeben.
Die Studienergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Diabetes-Versorgung in Deutschland insgesamt ausreichend gut scheint, allerdings gibt es auch Hinweise auf eine relevante Fehl- und Überversorgung.
➡️ Ein Blick in die 2023 überarbeitete Nationale Versorgungsleitlinie Diabetes bestätigt, dass der HbA1c als einer von vielen Parametern berücksichtigt werden muss, aber auch etwa Lebenserwartung, Komorbiditäten oder Diabetesdauer wichtig sind für eine individuelle Therapieplanung.
Schlaganfallrisiko und Freizeitsport
Der Zusammenhang zwischen dem Schlaganfallrisiko und der Menge an körperlichen Aktivitäten wurde in einer aktuellen umfangreichen Übersichtsarbeit untersucht. Für diese Arbeit wurden über 3000 Studien hinsichtlich der Relevanz gesichtet und letztlich 15 Arbeiten mit über 700.000 Teilnehmern in die Auswertung einbezogen. Es wurden drei verschiedene Intensitätsstufen des Aktivitätsniveaus mit keiner körperlichen Aktivität verglichen.
Das erfreuliche der Studienergebnisse: alle körperlichen Aktivitätsstufen senken das Schlaganfallrisiko! Die positiven Effekte waren auch unabhängig vom Alter oder Geschlecht.
➡️ Körperliche lohnt sich in jedem Alter und unabhängig vom Umfang der körperlichen Aktivitäten, um einem Schlaganfall vorzubeugen.
Wie stark erhöht Rauchen das Schlaganfallrisiko?
In der INTERSTROKE-Studie wurden in 32 Ländern Schlaganfall-Betroffene mit gesunden Kontrollpersonen verglichen (je Gruppe über 13.000 Personen). Rauchen war mit einem um 64% erhöhten Risiko für alle Arten von Schlaganfällen verbunden.
Vor allem Hirninfarkte traten bei Rauchen deutliche häufiger auf (85% erhöhtes Risiko). Für Hirnblutungen war das Risiko um 19% erhöht.
Auch das sogenannte Passivrauchen (über 10 Stunden pro Woche) erhöhte das Schlaganfallrisiko: ischämische Schlaganfälle: 89% gesteigertes Risiko, Hirnblutungen: 100% erhöhtes Risiko
➡️ Rauchen ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für Schlaganfälle verbunden!