Vitamin D und MS
Die Bedeutung von Vitamin D bei der MS wird seit vielen Jahren diskutiert. Vitamin D hat sogenannte antiinflammatorische, also entzündungshemmende, Effekte.
Bisher konnten Studien zeigen, dass zu niedrige Vitamin D-Spiegel den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen können. Es konnte jedoch nicht eindeutig belegt werden, dass die zusätzliche Gabe höherer Dosierungen von Vitamin D bei gesicherter Multipler Sklerose positive Effekte auf den Krankheitsverlauf hat.
Eine aktuelle Studie untersuchte nun, ob bei bei einem klinisch isolierten Syndrom eine höher dosierte Vitamin D-Gabe die Umwandlung zu einer definitiven Multiplen Sklerose verzögern oder sogar verhindern kann.
Das klinisch isolierte Syndrom meint das erstmalige Auftreten neurologischer Symptome ohne dass eindeutige Diagnosekriterien einer MS vorliegen.
In der Studie wurden über 300 Patienten eingeschlossen die entweder hoch dosiertes Vitamin D (100.000 Einheiten) oder Placebo (Scheinmedikament) alle zwei Wochen über einen Zeitraum von 24 Stunden erhielten. Die Studienteilnehmer wurden insgesamt 24 Monate beobachtet (einschließlich MRT Untersuchungen nach drei, zwölf und 24 Monaten).
Studienergebnisse: In dem Beobachtungszeitraum wurde eine Krankheitsaktivität bei 60,3% der Patienten der Vitamin D-Gruppe und bei 74,1% in der Placebogruppe beobachtet.
In der Vitamin D-Gruppe war der Zeitraum bis zum Auftreten von Krankheitsaktivitäten deutlich länger als in der Placebogruppe (432 versus 224 Tage).
Vitamin D war gut verträglich und ohne relevante Nebenwirkungen.
Vitamin D3 hat offensichtlich eine moderate antientzündliche Wirkung, die möglicherweise ausreicht, die Umwandlung von einem klinisch isolierten Syndrom zu einer Multiplen Sklerose zu verzögern.
Leitlinien Update zu Multiplen Sklerose 2025
Im jährlichen Update der Leitlinie „Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gibt es einige Änderungen. Es wurde 129 Empfehlungen überarbeitet oder neu erstellt.
Hier eine Übersicht einiger Neuerungen und Änderungen:
- Beim radiologisch isolierten Syndrom (Nachweis von MS-typischen Veränderungen im MRT, ohne klinische Symptome) gelten die im Jahr 2023 revidierten Kriterien. Neu ist jedoch die Empfehlung einer MRT-Verlaufskontrolle nach 6 und 12 Monaten, um die Krankheitsaktivität beurteilen zu können.
Bei erhöhtem Risiko einer klinischen Erkrankungsmanifestation (z.B. hohe Anzahl von entzündlichen Herden, kontrastmittelaufnehmende Läsionen, erhöhte Immunglobuline im Liquor, neue MRT-Läsionen im Verlauf) kann eine medikamentöse Therapie erwogen werden. - Es gibt zunehmend Belege, dass die autologe hämatopoetische Stammzelltherapie eine Therapieoption darstellt, wenn andere hochwirksame Therapieverfahren keine ausreichend Erkrankungskontrolle bewirken. Eine Alternative zu den etablierten MS-Therapien ist es jedoch nicht, da bisher keine Überlegenheit belegt ist.
- Die CAR-T-Zelltherapie ist eine neues Therapieverfahren, welches bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen Anwendung findet. Erste Studien zeigen eine gute Verträglichkeit. Inwiefern es eine Rolle bei der MS spielen kann, muss zukünftig noch geklärt werden.
- MS und Schwangerschaft
Nach der Geburt sollte sich die Immuntherapie an der Krankheitsaktivität vor und während der Schwangerschaft orientieren.
Bei Absetzen von Fingolimod, aufgrund eines Schwangerschaftswunsches, sollte die Zeit bis zur Schwangerschaft mit CD20-Antikörpern überbrückt werden.
Bei Behandlung mit mindestens zwei Zyklen Cladribin sollte mindestens sechs Monate bis zur Schwangerschaft gewartet werden - Es sollte bei einer Mobilitätseinschränkung gezielt nach Stürzen und Sturzangst gefragt werden. Auch Risikofaktoren für Stürze – wie z.B. Medikamente, Einschränkung der Sehfähigkeit und Umgebungsverhältnisse (z.B. Barrieren) – sollten gezielt hinterfragt werden.
- Sollte eine Fatigue vorliegen werden vor allem nicht-medikamentöse Behandlungen empfohlen: angemessenes Energiemanagement, Psychotherapie (Verhaltenstherapie), Achtsamkeitstraining, Aufmerksamkeitstraining, körperliches Training, kühlende Maßnahmen. Für die Wirksamkeit von Medikamenten gibt es keine ausreichenden Belege. Sollte eine begleitende Depression vorliegen, kann eine Therapie mit Antidepressiva erwogen werden.
- Bei Koordinationsstörungen werden Physio- und Ergotherapie, am besten kombiniert mit aufgabenorientiertem Training, empfohlen.
- Dem Lebensstilmanagement wurde ein eigenes Kapitel gewidmet. Dort werden vor allem körperliche Aktivitäten 2-3x pro Woche mit einem Gesamtumfang von 150 Minuten moderten Training (oder 75 Minuten intensiven Training) pro Woche empfohlen.
Auch über die Bedeutung von Stress und Auswirkung auf die Erkrankung und körperlichen Symptome sollte aufgeklärt werden. - Vitamin-D-Spiegel sollten regelmäßig kontrolliert werden. Bei Mangel oder niedrig normalen Werten wird eine Substitution in den hochnormalen Bereich (50-125 nmol/l) empfohlen. Von einer Hochdosis-Vitamin-D-Therapie mit täglichen Dosierungen über 4000 Einheiten wird abgeraten.